sensFORclim - Klimasensitivität von Forstgenressourcen in Deutschland
Ziel des Verbundprojektes sensFORclim
ist die Identifizierung von klimatoleranten, heimischen Vermehrungsgut der Hauptbaumarten des Bergmischwaldes (Gemeine Fichte, Rot-Buche und Weiß-Tanne). Über die Ausweisung von Erntebeständen soll dieses zukünftig für die Praxis verfügbar gemacht werden. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen.
Das Projekt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert. Projektträger ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) und die Förderung erfolgt über die Förderrichtlinie Waldklimafonds (WKF).
Das Projekt läuft von Mitte 2020 bis Mitte 2023.
Methodischer Ansatz
Im Projekt wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt. Ausgehend von der Anwendung ökologischer Nischenmodelle auf Saatguterntebestände werden ausgewählte Erntebestände mittels Methoden der Resilienzforschung, Populationsgenetik und Ökophysiologie untersucht.
Die Stratifizierung des ökologischen Raumes erfolgt in sensFORclim klimatisch und über die Nährstoffversorgung. Mittels ökologischer Nischenmodelle wird die klimatische Vulnerabilität der Erntebestände (Marginalität) ermittelt. Hierbei liegt der Fokus auf den warm- trockenen Verbreitungsrand der Baumarten. Ausgehend von einer dreistufigen Stratifizierung (optimal, intermediär, marginal) wird im marginalen Bereich zusätzlich ein Grenzbereich edaphisch abgegrenzt (Standorte mit geringer Wasserspeicherkapazität (nFK)). Verwendet wird eine prognostizierte Marginalität basierend auf Daten der Klimaperiode 1970-2000 mit einer Temperaturerhöhung von +2,5° C. Die Nährstoffversorgung ist dreistufig stratifiziert (basenreich, mittelbasisch, basenarm). Hieraus ergibt sich eine Matrix mit zwölf Straten, die pro Baumart mit einem Erntebestand besetzt werden. Insgesamt werden also 36 Bestände untersucht.
Diese Erntebestände werden dendrochronologisch, waldwachstumskundlich und bodenkundlich untersucht sowie mittels neutralen und adaptiven Marken genotypisiert. An ausgewählten Beständen finden zusätzlich Untersuchungen zum Ernährungszustand sowie ökophysiologische und morphologische Untersuchungen statt. Auch an Nachkommenschaften dieser ausgewählten Bestände erfolgen ökophysiologische und morphologische Untersuchungen. Hierzu wird Pflanzenmaterial von Baumschulen bezogen und gegebenenfalls über Wildlinge gewonnen. Zusätzlich werden Herkunftsversuche, in denen Nachkommen aus den beprobten Erntebeständen vertreten sind, in die Untersuchung einbezogen, um die Ergebnisse in die Gesamtvariation der jeweiligen Baumart einordnen zu können. Damit erfolgt eine Untersuchung auf drei Altersebenen. Das Projekt soll weiter die Grundlagen für die Anlage von Nachkommenschaftsprüfungen legen und die Ergebnisse des Projektes können für Neuzulassungen von Erntebeständen genutzt werden.
Die Auswahl der Bestände ist bereits abgeschlossen. Nicht für alle Straten konnten geeignete Erntebestände gefunden werden. Als Ersatz wurden geeignete Nicht-Erntebestände ausgewählt. Die Geländekampagne wird voraussichtlich im November dieses Jahres beendet werden können. Damit ist die Probenahme der dendrochronologisch, waldwachstumskundlich, bodenkundlich und genetischen Untersuchungen nahezu abgeschlossen.
Aufgabenbereich Sachsenforst
Zunächst bestand die Aufgabe in der Einordnung sächsischer Erntebestände in die ökologischen Straten der Versuchsmatrix. Anschließend erfolgte die Identifikation geeigneter Erntebestände, die die Projektanforderungen erfüllen (u. a. Anforderungen an Größe, Alter, Standort). Weiter wurden die Projektpartner bei der Beprobung der sächsischen Erntebestände unterstützt.
Unser Hauptaufgabenbereich umfasst ökophysiologische und morphologische Untersuchungen ausgewählter Bestände sowie deren Nachkommenschaften. Untersucht werden soll dabei u. a. die Xylem-Leitfähigkeit sowie der Leitfähigkeitsverlust nach der Erzeugung künstlicher Embolien sowie blatt- bzw. nadelmorphologische und -anatomische Merkmale. Weiter werden Trockenstress-Experimente durchgeführt.
Bereits im Sommer dieses Jahres konnte im Gewächshaus am Standort ein Trockenstressversuch mit Nachkommen aus Erntebestände von Weiß-Tanne durchgeführt werden. Aktuell werden physiologische und morphologische Untersuchungen an ausgewählten Erntebeständen von Rot-Buche durchgeführt. Weiter erfolgt die Planung für weitere Trockenstressexperimente mit Nachkommen von Rot-Buche und Gemeiner Fichte im nächsten Jahr sowie die Probennahme für physiologische und morphologische Untersuchungen ausgewählten Erntebestände von Gemeiner Fichte und Weiß-Tanne.