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Waldameisen

Trotz ihrer geringen Körpergröße sind die Hügel bauenden Waldameisen (Formica) die wichtigste Gruppe der Staaten bildenden Insekten.

Durch die vielfältige Vernetzungen mit dem Tier- und Pflanzenreich bilden die Formica-Arten ein wichtiges Schlüsselglied für unser heimisches Waldökosystems und sind unersetzlich für die Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts im Wald. So werden sie umgangssprachlich als »Gesundheitspolizei« des Waldes bezeichnet.

Funktionen der Waldameisen im Ökosystem

  • verbessern die Fruchtbarkeit und Belüftung des Waldbodens
  • verbreiten die Samen einheimischer Pflanzen
  • fördern Honigtauinsekten und erhöhen so die Produktion des für  viele Insekten notwendigen Honigtaus
  • verhindern die Massenvermehrung von Forstschädlingen (»grüne Inseln«)
  • sind wichtig für die Waldhygiene, da sie Aas verzehren
  • dienen anderen Tieren als wichtige Nahrungsquelle
  • dulden andere Insekten als Gäste in ihren Nestern
  • werden von Vögeln genutzt, um ihr Gefieder von Parasiten zu befreien

In Sachsen zählen 13 der insgesamt 79 Ameisenarten zur Gattung der Formica (deutschlandweit sind es sogar 111 Arten, von denen 26 zur Gattung Formica gehören), wobei wiederum nur 6 der Formica-Arten den auffälligen Nesthügel bauen.

Kartierungsergebnisse

Karte: Kartierungsergebnisse aller Ameisenvorkommen in Sachsen
Karte: Kartierungsergebnisse aller Ameisenvorkommen in Sachsen (Stand: August 2007) (Quelle: Staatsbetrieb Sachsenforst 2007) 

Mit Unterstützung der Ameisenschutzwarte Landesverband Sachsen e. V. begannen ab 2003 umfangreiche Recherchen nach bereits vorhandenen Waldameisenkartierungen auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen.

Nach Evaluierung der verschiedensten Datenquellen konnten für den Zeitraum 1991 bis 2007 insgesamt 2176 Waldameisennester im Programm »InsectIS« erfasst werden. Wie Abbildung 2 verdeutlicht, liegen für den Großteil der etwa 511.600 ha Waldfläche des Freistaates Sachsen entweder keine Kartierungsergebnisse vor oder es konnten noch nicht alle Datenquellen erschlossen werden. Vielfach sind aber in den bisher untersuchten Waldflächen (insgesamt ca. 40.000 ha) auch keine Nester vorhanden.

Die bisher am häufigsten erfasste Hügel bauende Waldameisenart ist mit einem Anteil von 62 % Formica polyctena, die Kahlrückige Waldameise. Deutlich geringere Anteile sind für F. pratensis, die Wiesen-Waldameise, mit 23 % und F. rufa, die Große Rote Waldameise, mit 12 % zu verzeichnen. Von F. truncorum (Strunkameise) und F. sanguinea (Blutrote Raubameise) sind nur wenige Einzelvorkommen erfasst. Gar ohne aktuellen Nachweis ist F. pressilabris, die Furchenlipprige Kerbameise.

Freistaat Sachsen: Artverteilung aller kartierten und in der Datenbank erfassten Waldameisennester
Freistaat Sachsen: Artverteilung aller kartierten und in der Datenbank erfassten Waldameisennester (Quelle: Staatsbetrieb Sachsenforst, 2007) 

Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Positiv hervorzuheben ist der gelungene Einstieg in eine landesweite Kartierung aller sächsischen Waldameisenvorkommen. Erstmals seit 1964 können für Sachsen wieder quantifizierte Aussagen über Waldameisenarten und deren Verbreitung getroffen werden. Aufgrund der geringen Datenbasis lassen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt landesweite Aussagen nur in Form folgender Thesen ableiten:

  • Mit rd. 5 Nestern/100 ha Waldfläche werden deutlich geringere Dichten erzielt als in Kieferngebieten des Nordostdeutschen Tieflandes.
  • Im Vergleich zu den Erhebungen von 1964 hat sich die Waldameisendichte in Sachsen erhöht. Daraus folgt, dass
  • der allgemein beschriebene Rückgang der Hügel bauenden Waldameisen kritisch zu hinterfragen ist. Die Diskussion muss stärker artspezifisch geführt werden.
  • Der Status in der Roten Liste Deutschlands kann für einzelne Arten nicht bestätigt werden. F. rufa und F. pratensis sind in Sachsen als »gefährdete« Arten einzustufen, F. truncorum sogar als »stark gefährdete« Art.
  • Die hohe natürliche Dynamik lässt Aussagen zur Bestandesentwicklung einzelner Arten erst nach mehreren Erhebungen zu, was eine langfristige Dokumentation voraussetzt.

Bestandsentwicklung

Im Gegensatz dazu können für einige Waldgebiete wie z.B. Teile des Tharandter Waldes oder der Sächsischen Schweiz konkrete Aussagen über die Bestandesentwicklung der Ameisenvorkommen getroffen werden, da hier Kartierungsergebnisse aus mehreren Jahren vorliegen.

Im Bereich der Jungen Heide (westlicher Teil der Dresdener Heide) (s. Abb. 1) konnte im Zeitraum 2000 bis 2004 eine Zunahme der Nestvorkommen um rd. 50 % beobachtet werden.

Die in diesem Zeitraum durchgeführten Waldbewirtschaftungs- maßnahmen geben sehr gute Hinweise für zukünftige Maßnahmen. Beispielsweise wirkt sich das erhöhte Lichtangebot nach Durchforstungen und die Anlage des Bestandesfeinaufschlusses günstig auf die Vitalität der Ameisenvölker aus, wenn dabei abrupte Freistellungen der Nester vermieden werden. Günstiger zu bewerten sind Holzerntemaßnahmen während der Aktivitätszeit der Ameisen. Schäden an Nestern können minimiert werden, wenn die Nester markiert oder die Waldarbeiter auf Vorkommen von Ameisen hingewiesen werden. Positiv wirkt sich weiterhin das Belassen der Weichlaubhölzer und der Eichen in Nadelbaumbeständen aus.

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