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Waldzustand

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024

Zur Erfassung des Waldzustandes wurden an 6.504 Bäumen neben der Kronenverlichtung (Blatt- bzw. Nadelverlust) und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale wie Blüte, Fruchtbildung, Anzahl der Nadeljahrgänge sowie biotische, z. B. durch Insekten und Pilze verursachte, und abiotische, z. B. durch Dürre, Feuer und Sturm, verursachte Schäden aufgenommen.

Nach der Auswertung der erhobenen Daten und auf Basis der langjährigen Zeitreihe muss festgestellt werden, dass sich der Kronenzustand der Hauptbaumarten im Freistaat Sachsen, beginnend mit dem Jahr 2018, wesentlich verschlechtert hat. Dies ist vor allem die Folge von großflächigen Störungen durch Stürme und Insektenkalamitäten in Verbindung mit anhaltend hohen Niederschlagsdefiziten in den Jahren 2018 bis 2023.

Das hydrologische Jahr 2023/2024 kann in Bezug auf den entscheidenden Witterungsfaktor Niederschlag jedoch als durchaus günstig bezeichnet werden, da ein deutlicher Niederschlagsüberschuss im Vergleich zum langjährigen Mittelwert zu verzeichnen war. Der ansteigende Temperaturtrend der letzten Jahre setzt sich hingegen fort. So war es auch im aktuellen Berichtszeitraum 2,3 °C wärmer im Vergleich zum Referenzzeitraum von 1991 bis 2020. Als besonderes meteorologisches Ereignis müssen die Spätfröste im Zeitraum vom 18. bis 25. April 2024 angeführt werden. Mit Temperaturen von -3,0 °C in Nordsachsen bis zu -7,8 °C im Osterzgebirge entstanden deutliche Schäden an den Frühjahrstrieben unter anderem von Eiche, Rot-Buche und Weißtanne.

Auf den erhobenen mittleren Nadel- und Blattverlust über alle Baumarten hinweg hat dies zunächst keine direkte Auswirkung. Er nimmt einen Wert von 25,9 Prozent an und liegt damit lediglich 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Für jeden bonitierten Baum erfolgte zudem über die Kombination von Nadel- bzw. Blattverlust und Verfärbungen die Einordnung in fünf Schadstufen. Auf der Basis dieser Klassifikation weisen 34 Prozent der Waldbäume deutliche Schädigungen (Schadstufe 2 bis 4), 44 Prozent eine schwache Schädigung (Schadstufe 1) und 22 Prozent keine erkennbare Schädigung des Kronenzustandes (Schadstufe 0) auf. Dieses Niveau entspricht, abgesehen von kleineren prozentualen Verschiebungen, den Vorjahreswerten. Der Vitalitätsstatus der bonitierten Bäume bleibt damit ohne baumartenspezifische Betrachtungen weiterhin im kritischen Bereich.

Der mittlere Nadelverlust der Fichte nimmt mit 25,1 Prozent den vierthöchsten jemals ermittelten Wert an und liegt damit trotz einer Verringerung um 1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreswert immer noch mehr als sechs Prozentpunkte über dem langjährigen Mittel. Der seit dem Jahr 2020 im Landeswald und ab dem Jahr 2021 auch im Privat- und Körperschaftswald zu beobachtende tendenzielle Rückgang des Borkenkäfer-Stehendbefalls von Fichten, der ganz überwiegend durch den Buchdrucker verursacht wurde, setzte sich auch bis zum Sommer 2024 auf einem noch immer hohen Niveau fort. In den unteren Berglagen und im Hügelland kann der Ausfall der Fichte als bedeutsame und bestandsbildende Baumart durch das Zusammenwirken von Dürrestress und Befall durch holz- und rindenbrütende Insekten tendenziell als nahezu vollzogen gelten. Der Befallsrückgang ist dort vorrangig durch das Absterben der Fichte und die damit einhergehende Einschränkung der Nahrungs- und Brutgrundlage für die genannten Insektengruppen zu erklären. Im Jahr 2024 liegen die Befallsschwerpunkte im Vogtland und im Zittauer Gebirge. In den Monaten Juni bis September wurden im Gesamtwald bisher rund 111.000 Kubikmeter Schadholz durch Buchdrucker registriert, davon etwa 57 Prozent im Privat- und Körperschaftswald.

Der Nadelverlust der Kiefer beträgt 22,5 Prozent und reduzierte sich mithin um 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresniveau. Lediglich 14 Prozent der Bäume weisen keine Kronenschäden auf. 66 Prozent der Kiefern wurden als schwach und 20 Prozent als deutlich geschädigt klassifiziert. Der Befall durch Borken- und Prachtkäferarten ist regional weiterhin vergleichsweise hoch. Nach einer tendenziellen Abnahme aufgrund der günstigen Witterungsverhältnisse im Jahr 2021, lag der Befall in den beiden vorhergehenden Käferjahren sachsenweit mit insgesamt je knapp 100.000 Kubikmetern Schadholz immer noch auf einem hohen Niveau. Für das Jahr 2024 deutet sich per 30. September mit etwa 31.000 Kubikmetern in Relation zum vergleichbaren Vorjahreswert eine rückläufige Tendenz an. Davon ausgenommen sind die nordwestlichen Kieferngebiete, in denen im Jahr 2024 die Schäden auf dem bisherigen Niveau verharren.

In der Gruppe der sonstigen Nadelbäume wurde bei der mittleren Kronenverlichtung ein erneuter Anstieg auf einen Wert von 25,5 Prozent festgestellt. Es handelt sich hierbei um ein neues Maximum in Bezug auf die 34-jährige Zeitreihe und eine Erhöhung gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozentpunkte.

Die mehrjährige Borkenkäferkalamität vor allem im Nadelholz besitzt nach wie vor eine Intensität, wie sie seit Beginn der geregelten Forstwirtschaft im Freistaat Sachsen vor über 200 Jahren nicht zu verzeichnen war. Die dargestellte Entwicklung spiegelt sich seit dem Jahr 2018 auch im Ausfall von (Stichproben-)Bäumen, mit einem Alter über 60 Jahre, wider. Die höchste Ausfallquote wurde direkt zu Beginn der Kalamität im Jahr 2018 mit fünf Prozent ermittelt. Im vergangenen Jahr 2023 und bei der aktuellen Erhebung lag dieser Wert zwar mit 2,5 Prozent deutlich niedriger, jedoch sind auch derartige Größenordnungen atypisch in Bezug auf die Gesamtzeitreihe. Diese negative Entwicklung wird sich nach aktueller Einschätzung auch in den Folgejahren fortsetzen, denn aktuell steht die sächsische Forstwirtschaft vor der großen Herausforderung, ein Übergreifen der Borkenkäferkalamität von Westen her aus dem sächsisch-thüringischen Vogtland auf das Erzgebirge zu verhindern.

Die Baumarten mit den größten Vitalitätseinbußen und der negativsten Entwicklung gegenüber dem Vorjahr sind bei der aktuellen Erhebung die Eichen. Die mittlere Kronenverlichtung wurde für diese Baumartengruppe mit 45 Prozent ermittelt und hat sich damit um mehr als acht Prozentpunkte verschlechtert. Ungeschädigte Eichen sind demnach in den sächsischen Wäldern quasi nicht mehr anzutreffen und lediglich 19 Prozent können als schwach geschädigt eingestuft werden. Der überwiegende Anteil von 80 Prozent gilt auf der Basis der aktuellen Datenlage als deutlich geschädigt. Der Befall durch holz- und rindenbrütende Insekten, wie Eichensplintkäfer und Eichenprachtkäfer, bewegt sich auf einem erhöhten Niveau. Die Ursache ist eine fortdauernde Schwächung der Eichen infolge der langanhaltenden warm-trockenen Witterungslage.

Auch die mittlere Kronenverlichtung der Buche liegt mit 23 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Anteil der als gesund eingestuften Individuen sinkt leicht und erreicht einen Wert von 35 Prozent. Insgesamt wurden für die Buche im Vergleich zu anderen Baumarten weniger starke Reaktionen auf die Trockenperioden der Jahre 2018 bis 2023 erfasst. Die Ursache liegt in der Struktur der Rasterstichprobe, die von Buchenbeständen der mittleren Berglagen geprägt wird. Diese waren weniger stark von der vorausgegangenen langjährigen Trockenheit betroffen. Hinzu kommt ein überproportionaler Anteil jüngerer Altersklassen in der Stichprobe. Ähnlich wie bei den Eichen nahm die Populationsdichte von holz- und rindenbrütenden Käferarten zu, wie dem Kleinen Buchenborkenkäfer, die vor allem durch Trockenheit geschwächte Buchen besiedeln.

Die Gruppe der sonstigen Laubbäume wird von der Birke dominiert, die in der Gesamtstichprobe stärker vertreten ist als Eiche und Buche. Der mittlere Blattverlust von 26,6 Prozent ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. In Bezug auf die Kombinationsschadstufen wurde bis auf geringfügige Verschiebungen ein ähnliches Niveau festgestellt. 26 Prozent gelten als ungeschädigt, 37 Prozent entfallen auf schwach geschädigte Bäume dieser Baumartengruppe und 37 Prozent wurden als deutlich geschädigt klassifiziert. Das Eschentriebsterben ist nach wie vor ausgeprägt zu beobachten, betrifft jedoch überwiegend einzelne Bäume.

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