Rückblick auf 2018
Stand: 32. KW
Idealer als in diesem Frühjahr/Sommer können die äußeren Bedingungen für die Entwicklung einer Buchdruckergradation kaum sein. Ein reichliches Brutraumangebot in Form des Wurf- und Bruchholzes zum Schwärmbeginn, das dann zunehmend durch dürregestresste Fichten ergänzt und erweitert wird und das Ganze bei Temperaturen, die zum Teil schon über dem Optimum für die Käferentwicklung lagen und noch liegen. Diese Situation spiegelte sich jedoch bisher nicht so prägnant wie man es erwartet hätte in den Monitoringergebnissen wider. So sind für 65 der 86 Fallenstandorte die kumulierten Fangzahlen geringer als im Vorjahr. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Angefangen von der Repräsentanz dieser »Dauer«-Monitoringstandorte für die aktuell vorherrschende Situation, die konkurrierende Lockwirkung der künstlichen Lockstoffquelle Pheromonfalle mit dem reichlich vorhandenen natürlichen Brutraum (siehe Stand 20. KW) bis hin zum Überschreiten der oberen Temperaturgrenze des Buchdruckerschwärmfluges von 30 °C auf den als Fallenstandorten genutzten Freiflächen.
Auch der landesweit im Juni erkannte Zugang an Stehendbefall war geringer als im Vorjahr. Für den PK-Wald lag der Zugang auf dem Vorjahresniveau. Hierbei zeigten sich erhebliche regionale Unterschiede. So wurde im PK-Wald der Landkreise Mittelsachsen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und im Vogtlandkreis bereits im Juni mehr Stehendbefall registriert als im Vorjahr. Im Juli erreichte der Anfall von Stehendbefall in der Summe aller Eigentumsarten (ohne NLP) das Vorjahresniveau von etwa 10.000 m³. Dabei war der Zugang im PK-Wald deutlich höher als 2017. Allein im PK-Wald des LK Mittelsachsen wurde im Juli ein Stehendbefallszugang von ca. 4.000 m³ registriert.
In den vergangenen 2-3 Wochen zeichnet sich ein deutlicher Anstieg der erkannten Befallsholzmengen ab. Die erwartete Gradation wird sichtbar. Für August ist mit einem wesentlichen Anstieg des erkannten Befalls zu rechnen.
Diese Entwicklung ist offensichtlich vergleichbar mit den entsprechenden Angaben für den bisherigen Jahrhundertsommer 2003. Auch damals zeigten die meisten Fallenfänge keine außergewöhnlichen Schwärmaktivitäten. Der Befallszugang im Juni und Juli 2003 entsprach 1 bzw. 2 % der am Ende des Käferjahres zu bilanzierenden Befallsholzmenge von damals ca. 120.000 m³. Im August und September wurden dann 21 bzw. 25 % der Gesamtmenge erkannt. Mit einer ähnlichen Entwicklung ist in den nächsten Wochen zu rechnen.
Im NLP Sächsische Schweiz ist die zu erwartende Befallsentwicklung bereits seit Beginn der Schwärmperiode erkennbar. Die Fallenfänge liegen an fast allen Monitoringstandorten über den Vorjahreswerten und markieren sowohl hinsichtlich der Wochenfänge je DFS als auch hinsichtlich der kumulierten Werte bisher nicht oder nur in Einzelfällen erreichte Maxima. So wurde an 4 von 12 Standorten die kritische Schwelle von 30.000 Käfern pro Jahr und Falle bereits überschritten (tlw. bereits Mitte Juni).
Die sehr angespannte Situation macht eine Intensivierung der möglichen Gegenmaßnahmen erforderlich. Das gilt vor allem hinsichtlich der Erkennung und Sanierung von frischem Stehendbefall. Eine rechtzeitige Erkennung ist meist nur anhand von Bohrmehl möglich. Besondere Aufmerksamkeit ist den Randbäumen von erkannten Befallsstellen zu widmen. Neben den Geschwisterbruten deutet der Ende Juli/Anfang August erneut starke Anstieg der Schwärmaktivität an einigen (im NLP an den meisten) Standorten auf die Anlage einer 3. Generation hin. Diese Beobachtung deckt sich mit den Modellberechnungen mit PHENIPS.
Die jetzt anstehenden Sanierungsmaßnahmen sind entscheidend dafür, die zukünftige Entwicklung erfolgreich kontrollieren zu können.
Hinsichtlich der Entwicklung des Kupferstechers liegen keine detaillierten Daten vor. Im Rahmen des Borkenkäfermonitorings deutet sich eine Zunahme der Schwärmaktivität in der 2. Hälfte der Schwärmperiode an. Die Fangzahlen weisen aber keinen einheitlichen Trend auf.
Stand: 24. KW
Ausgangssituation
Die bisherige Witterung wirkte außerordentlich förderlich auf die Entwicklung des Buchdruckers. In Verbindung mit dem Faktor Brutraumangebot kann es gerade in Gebieten mit hohem Wurf- und Bruchholzanfall durch „Friederike“ und Co. zu gefährlichen Situationen kommen. In den Abbildungen 1a und 1b. ist dieser Sachverhalt für die forstlichen Struktureinheiten der unteren Forstbehörden dargestellt. Diese Angaben beziehen sich auf den Wald aller Eigentumsarten. Ausgehend vom Vorjahresbefall sind abgestuft blau umrandet 5 Schwerpunktgebiete in beiden Karten markiert.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schadholzsanierung der aus dem Winter stammenden Würfe und Brüche gerade in den fichtendominierten Gebieten Ende April (Befallsbeginn durch Buchdrucker) gerade einmal zu 50% abgeschlossen war. Bei einem verzögerten Holzabsatz ist diese Schadholzsanierung aber, besonders wenn sie motormanuell durchgeführt wurde, nicht mit einer Befallssanierung gleichzusetzen. Häufig liegt das Holz noch an der Waldstraße, ist weiterhin fängig und die Entwicklung läuft ohne entsprechende Gegenmaßnahmen in den besiedelten Hölzern einfach weiter.
Monitoring
Die Aktivitätsdichten auf den Standorten des Monitoringsystems bewegen sich weiter auf einem hohen Niveau. Zum Teil wurde die kritische Anzahl von mehr als 3.000 Käfern/ Dreifallenstern/ Woche erneut erreicht bzw. deutlich überschritten. Schwerpunkte bilden die Borkenkäferregionen „Elbsandsteingebiet“, „Mittelsachsen“ und „Vogtland“. Die Entwicklung im „Elbsandsteingebiet“ wird nicht nur vom Nationalpark bestimmt, sondern auch im linkselbischen Gebiet zeichnet sich ein Befallsanstieg ab. Die Regionen „Mittelsachsen“ und „Vogtland“ waren auch in der Vergangenheit bereits stark betroffen.
Die kumulierten Fangzahlen sind mittlerweile schon so hoch, dass im Vergleich zum Vorjahr von einer wesentlich höheren Käferdichte und somit auch einer entsprechenden Gefährdung der Fichtenbestände auszugehen ist. Die bisher gemessenen Maxima zu diesem Zeitpunkt wurden vielerorts bereits überschritten. Auch der Schwellenwert von 30.000 Käfern pro Jahr wurde bereits auf drei Monitoringstandorten erreicht. Abbildung 2 verdeutlicht am Beispiel der Station „Unterlosa“ im Vogtland die besondere Situation in diesem Jahr. Ein extrem zeitiger Schwärmbeginn, in Kombination mit zumindest zeitweise sehr hohen Anflugdichten führte zu hohen lokalen Käferdichten.
Die mit PHENIPS modellierten regionalisierten Entwicklungsphasen des Buchdruckers (Abb. 3) zeigen, dass in fast allen Borkenkäferregionen vom Abschluss der Entwicklung der 1. Generation auszugehen ist und der Schwärmflug zur Anlage der 2. Generation erwartet wird. Nur in den mittleren und höheren Erzgebirgslagen sowie in den südlichen Bereichen des Vogtlandes legen die Altkäfer zum Teil noch die Geschwisterbruten der 1. Generation an.
Maßnahmenempfehlungen
Entsprechende Witterungsverhältnisse vorausgesetzt, kann somit die derzeit regional hohe Schwärmaktivität weiter anhalten bzw. weitere Gebiete erfassen. Durch den Rückgang an liegendem bruttauglichem Material ist nun auch mit einer Zunahme an Stehendbefall zu rechnen. Die tatsächliche Gefährdungssituation muss jedoch immer vor Ort eingeschätzt werden.
Nur allein die Aufarbeitung des Wurf- und Bruchholzes, speziell wenn diese motormanuell erfolgt ist, reduziert das Risiko für einen Befall dieser Sortimente (in dieser Konstellation als so genannter „Liegendbefall“) durch Buchdrucker und Kupferstecher nicht. Unter Umständen konzentriert sich in dem Fall der Liegendbefall zunächst auf das schon aufgearbeitete aber noch im Wald lagernden Wurf- und Bruchholz („Fangholzeffekt“).
Nachdem bisher der Schwerpunkt der Waldschutzaktivitäten auf die Aufarbeitung der Sturmschäden ausgerichtet war, steht jetzt die schnelle Erkennung und rechtzeitige Sanierung des Stehendbefalls im Vordergrund, ohne dabei die bisher noch nicht erfolgte Aufarbeitung zu vernachlässigen. Bei warm-trockener Witterung sollten die Kontrollintervalle entsprechend kurz gehalten und gefährdete Bestände möglichst im 14-tägigen Rhythmus angesteuert werden. Neben den Rändern der Sturmschadflächen kann Befall jetzt auch vermehrt im Bestandesinneren auftreten.
Um die zukünftigen Folgen der Sturmschäden in Form von Stehendbefall durch rindenbrütende Borkenkäfer so gering wie möglich zu halten, sei an dieser Stelle noch einmal auf das bekannte und bewährte Konzept des integrierten Forstpflanzenschutzes gegen Borkenkäfer verwiesen. Dies umfasst eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen und Prozessketten, zu denen die zuständigen Forstbehörden die Waldbesitzer umfassend beraten.
Stand: 20. KW
Bei der diesjährigen Interpretation der Fangergebnisse der pheromonbeköderten Fallen des BK-Monitorings ist das vielerorts vorhandene, überdurchschnittliche Brutraumangebot durch das Wurf- und Bruchholz aus dem vergangenen Winterhalbjahr zu berücksichtigen. Da letztendlich von einer stärkeren Lockwirkung der natürlichen Bruthabitate im Vergleich zu dem künstlichen System Lockstoff + Falle ausgegangen werden muss, ist von einer Unterschätzung der tatsächlichen Schwärmaktivität durch die Fallenfangergebnisse auszugehen.
Die Käfersaison startete in diesem Jahr mit einem sehr zeitigen Schwärmbeginn bereits Mitte April (15./16.KW). Die Schwärmaktivität setzte sich in den folgenden Wochen, modifiziert vom Witterungsverlauf, kontinuierlich fort. In dieser Zeit lagen die kumulativen Fangzahlen an nahezu allen Monitoringstandorten immer über den Vergleichswerten des Vorjahres. Zum Teil wurden auch die flächenspezifischen Maxima aus vorangegangenen Jahren erreicht und überschritten. In der 20./21. KW kam es im Vorjahr zu einem ausgeprägten Schwärmmaximum. Für Monitoringstandorte, für die bereits die aktuellen Vergleichszahlen vorliegen, zeigt sich, dass die aktuellen Wochenfänge deutlich geringer sind als die vom Vorjahr und dass sich damit die kumulativen Fangzahlen beider Jahre jetzt annähern. Dies deutet darauf hin, dass in diesem Jahr bisher eine vergleichbare Käferdichte wie 2017 vorliegt, diese Käfer jedoch früher und zeitlich weniger konzentriert schwärmten. In den kommenden ein bis 2 Wochen kann dieser Trend besser beurteilt werden. Der zeitigere Schwärmbeginn ermöglicht potenziell einen längeren Entwicklungs- und damit längeren Befallszeitraum in der Buchdruckersaison 2018.
An vielen Monitoringstandorten im NLP und an einigen Standorten in den übrigen Regionen sind die bisher registrierten kumulativen Fänge bereits so hoch, dass von einer höheren Käferdichte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr auszugehen ist.
Die Abb. 1 zeigt die mit PHENIPS modellierten und nach Borkenkäferregionen regionalisierten Entwicklungsphasen. Mit Stand 18. Mai ist davon auszugehen, dass im Hügelland und in den unteren Lagen des östlichen Berglandes die am weitesten vorangeschrittenen Brutentwicklungen in die Puppenphase übergehen und damit der Schwärmflug der Altkäfer zur Anlage von Geschwisterbruten beginnt. In den übrigen, höher gelegenen Regionen hält der Befall durch die überwinterten Käfer noch an und die diesjährige Brut befindet sich noch im Ei- oder Larvenstadium.
Die Waldschutzaktivitäten sollten deshalb nach wie vor darauf ausgerichtet sein, den Ausflug der neuen Käfergeneration aus dem Wurf- und Bruchholz (aufgearbeitet und bisher nicht aufgearbeitet) zu verhindern. Bei bereits weit fortgeschrittener Entwicklung (Puppenstadium) bleiben dafür noch ca. 2 Wochen.
Die Kontrollen hinsichtlich Stehendbefall sollten sich auf den Bereich der vorjährigen Befallsstellen richten.
Stand: 16. KW
Die aktuelle frühsommerliche Witterung ermöglicht einen intensiven Schwärmflug von Buchdrucker, Kupferstecher und Nutzholzborkenkäfer. PHENIPS gibt für das Hügelland, die unteren und auch mittleren Lagen die 15. KW als Schwärmbeginn an. Erste Fänge in den bereits mit Lockstoffen beköderten Monitoringstandorten in diesen Bereichen belegen die Modellabschätzung. Für die laufende 16. KW wird der Befallsbeginn und der Beginn der Hauptschwärmphase prognostiziert (siehe Abb. 1). In den kommenden 7 Tagen herrscht an mindestens 5 Tagen gutes Schwärmwetter. Erste braune Bohrmehlhäufchen auf geeigneten Bruthabitaten geben Hinweise auf die Waldschutzschwerpunkte der nächsten Wochen. Ein sehr zeitiger und intensiver Schwärmbeginn verlängert die potenzielle Befallszeit für 2018 und verschärft die aktuelle WS-Situation weiter.
Die bisher auffälligsten Schwärmaktivitäten wurden im Bereich des NLP Sächsische Schweiz registriert. In einzelnen Fallen wurden bereits mehr als 1.000 Käfer festgestellt. Damit wurden z.T. die Vergleichswerte des Vorjahres überschritten. Die aktuellen Fangzahlen werden ab der 17. KW im Internet eingestellt.
Stand: 8.KW
Aufgrund des überdurchschnittlichen Brutraumangebotes durch die Wurf- und Bruchschäden von „Herwart“ und „Friederike“ ergibt sich für die diesjährige und insbesondere auch für die nächstjährige Käfersaison eine besondere Gefährdungssituation. Im Hinblick auf die Aufarbeitung ist zu beachten, dass:
- Der Buchdrucker ist in der Lage, über größere Distanzen (mehrere Kilometer) hinweg zu fliegen, aber der Großteil der an einem Ort schlüpfenden Käfer breitet sich nur über Nahdistanzen (< 500m) in relevanter Dichte aus. In fichtenbestockten Gebieten finden sich in diesem Abstand in der Regel potenzielle Bruthabitate (Funktion Pufferstreifen). Mit zunehmendem Abstand von der Käferquelle nimmt die Chance für den Käfer ab Stehendbefall zu verursachen (Verdünnungseffekt). Eine Windverdriftung größerer Käfermengen ist theoretisch möglich, aber praktisch nicht relevant und auch nicht fundiert nachgewiesen (bei starkem Wind fliegt der Buchdrucker nicht).Die allgemein empfohlenen Abstände zwischen befallenem und bisher nicht befallenem Material von mindestens 500m sind nach Stand des aktuellen Wissens ausreichend.
- Von allen zu Beginn der Schwärmzeit vorhandenen potenziellen Bruthabitaten sind motormanuell aufgearbeitete Sortimente sehr wahrscheinlich die durch den Buchdrucker am stärksten präferierten Bruträume (entsprechen den „klassischen“ Fangbäumen). Sie sollten möglichst vermieden werden. Der Schwärm- und Befallsbeginn des Buchdruckers erstreckt sich in Sachsen über einen Zeitraum von ca. 3 bis 4 Wochen, abgestuft vor allem nach Höhenlage. In den hauptsächlich von „Friederike“ betroffenen Waldgebieten beträgt die zeitliche Staffelung bei einem durchschnittlichen Witterungsverlauf jedoch nur ca. eine Woche. Die Abb. 1 verdeutlicht das am Beispiel des Jahres 2010 für das eine entsprechende Modellberechnung auf Grundlage von PHENIPS vorliegt. Eine zeitliche Staffelung von Maßnahmen ist damit nur in begrenztem Maße und vorrangig unter Berücksichtigung der Exposition des jeweiligen Standortes möglich.
Für 2018 erfolgt tagesweise für die agrarmeteorologischen Stationen des DWD, analog zu den Vorjahren, eine Online-Modellierung mit PHENIPS. Diese prognostiziert auf Grundlage der DWD Wetterprognosen den Schwärm- und Befallsbeginn des Buchdruckers und stellt damit Informationen für entsprechende Maßnahmen (Abfuhr vor Befallsbeginn, Beginn der Befallskontrollen usw.) bereit. Die Berechnungen beginnen ab. 1. April. Der neue Link lautet: