Rückblick auf das Borkenkäferjahr 2015 (Buchdrucker und Kupferstecher)
Der Witterungsverlauf im Sommer 2015 ließ eine ansteigende Borkenkäferentwicklung erwarten. Dies bestätigten die Fangzahlen des Borkenkäfermonitorings. Mit dem Ausflug der neuen Käfergeneration ab Anfang Juli und mit witterungsbedingten Schwankungen bis Mitte August anhaltend, erreichten diese mit sehr hohen Werten die Jahresmaxima und wiesen auf eine Zunahme der Populationsdichten im Laufe der Saison 2015 an nahezu allen Standorten hin. Traditionelle Schwerpunkte sind der Bereich des Vogtlandes, des Nationalparkes Sächsische Schweiz und insbesondere in Bezug auf den Kupferstecher die ostsächsischen Hügel- und Berglagenregionen.
Die lang anhaltenden warmen und niederschlagsarmen Witterungsperioden im Juli/ August erhöhten den Trockenstress und damit die Befallsgefährdung der Fichten erheblich. Der erwartete deutliche Anstieg des Stehendbefalls blieb aber aus. Von Anfang September bis zum Jahresende wurde für diesen Zeitraum zwar mehr Befall als in den Vorjahren registriert, absolut betrachtet sind die Mengen (Gesamtbefallsholzmenge Borkenkäferjahr 2015/2016 bis Dezember 2016 28.500 fm) aber unkritisch (siehe Abb. 1). Das Absterben potenziell befallsgeeigneter Fichten nur in Folge der Dürre deutet darauf hin, dass die trockenheitsbedingte Prädisposition für Buchdruckerbefall dort ihr Optimum möglicherweise bereits überschritten hat. Da jedoch die kontinuierliche Sanierung des erkannten Befalls 2015 hinter dem hohen Niveau in anderen Jahren zurück blieb, muss aufgrund der Entwicklung im Laufe des Jahres mit hohen Dichten überwinternder Käfer gerechnet werden. Die warme Spätsommer- und Herbstwitterung ermöglichte vermutlich auch den Bruten einer 3. Generation die Entwicklung bis zum Jungkäferstadium. Damit ist neben den hohen Dichten außerdem von einer tendenziell geringen Überwinterungsmortalität auszugehen. Günstige Witterungsbedingungen im Frühjahr könnten zu einem zeitlich sehr konzentrierten und damit erfolgreichen Schwärmflug führen.
Abbildung 1: Befallsholzmenge durch Buchdrucker zum Teil in Kombination mit Kupferstecher im Gesamtwald in den Jahren 2003 bis 2015 (FSKB Stand: Dezember 2015) und für 2015/16 Schätzung des noch nicht erkannten Befallsholzes
Stand 31. KW 2015
In der 30. und 31. KW hat sich im Bereich des Vogtlandkreises sowie dem Nationalpark Sächsische Schweiz der Trend einer hohen Borkenkäferpopulationsdichte fortgesetzt. Daneben zeichnet sich im LK Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge ein weiterer Schwerpunkt im Tharandter Wald ab. Hier wurde an 2 von 4 Standorten wiederholt der Schwellenwert von 3.000 Käfer/DFS und Woche, ab dem mit Stehendbefall zu rechnen ist, überschritten.
In der KW 30 wurden auch in den Landkreisen Görlitz, Bautzen, Mittelsachsen, Zwickau und im Erzgebirgskreis an fast allen Monitoringstandorten die diesjährigen Maximafänge ermittelt und häufig der o.g. Schwellenwert überschritten. D.h. auch in diesen Bereichen stieg offensichtlich die Käferdichte im Vergleich zum Beginn der Saison mit dem Ausflug der 1. Generation deutlich an. Damit liegt für diesen Bereich ein ähnlicher Trend vor, wie er für andere Regionen bereits mit Stand KW 29 beschrieben wurde. Mit dem Auftreten von Stehendbefall zur Anlage einer 2.Generation ist zu rechnen.
Stand: 29. KW 2015
Landesweit wurden im Juli ca. 1.000 m³ frischer Stehendbefall registriert. Dies liegt deutlich unter dem Vorjahreswert (2.500 m³) und spiegelt damit die geringe Schwarmaktivität der überwinterten Käfer im Mai wieder.
Die warme Witterung Ende Juni und insbesondere Anfang Juli bedingte in Verbindung mit der phänologischen Entwicklung, insbesondere dem Ausflug der 1. Generation eine Zunahme der Buchdruckeraktivität. In den Daten des Monitorings ist dies deutlich an erhöhten Fangzahlen in KW 27 und 28 zu erkennen. An mehr als der Hälfte aller Monitoringstandorte trat in dieser Zeit das diesjährige Schwärmmaximum auf. D.h. die Käferaktivität und vermutlich auch die Käferdichte stiegen seit Beginn der Schwärmsaison ab April an. Im Vorjahr lag dieses Schwärmmaximum für ca. drei von vier Monitoringstandorten bereits im Mai bzw. Juni.
Eine regionale Betrachtung ermöglicht eine Differenzierung der Situationseinschätzung.
In Ostsachsen (Landkreise Görlitz und Bautzen) sind an allen Standorten die bisher aufsummierten Fangzahlen geringer als im Vorjahreszeitraum und insgesamt mit einer Ausnahme (Cunewalde, Hochstein, Fl.Nr. 2.01) auf einem geringen Niveau.
Im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge deutet sich im Bereich des Nationalparks Sächsische Schweiz (NLP) ein Schwerpunkt in der diesjährigen Buchdruckerentwicklung an. So liegen im NLP bei 6 der 10 durch Sachsenforst betreuten Monitoringstandorte die Fangzahlen über den Vorjahreswerten. Der angenommene Schwellenwert von 3.000 Käfer/DFS und Woche, ab welchem mit Stehendbefall zu rechnen ist, wurde an 7 Standorten, z.T. mehrfach überschritten. Mit mehr als 8.000 Käfer/DFS und Woche wurde im NLP auch Anfang Juni die landesweit bisher zweithöchste Käferaktivität registriert.
In den Regionen Ost- und Westerzgebirge sowie den Landkreisen Mittelsachsen, Nordsachsen und Zwickau ist nach den Fangzahlen des Borkenkäfermonitorings eine geringere Schwarmaktivität als 2014 zu verzeichnen. Jedoch zeigt sich auch hier eine zunehmende Schwärmaktivität ab Anfang Juli.
An zwei benachbarten Landeswaldstandorten im Erzgebirgskreis, (Flächen-Nr. 5.21 und 5.22) wurden Anfang Juli sehr hohe Fangzahlen (über 5.000 und knapp 9.000 Käfer/DFS und Woche) ermittelt. Hier kam es offensichtlich zu einem massiven Ausflug aus einer größeren Menge befallenen liegenden Holzes, das nicht rechtzeitig abgefahren bzw. mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden konnte.
Im Vogtlandkreis zeichnet sich ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen Borkenkäferentwicklung ab. Dieser erstreckt sich offensichtlich auch in die höheren Lagen des FoB Adorf. Hier liegen bei 6 der 13 auswertbaren Monitoringstandorte die Fangzahlen über den Vorjahreswerten. Der o.g. Schwellenwert je Woche wurde an fast allen Standorten mindestens einmal überschritten.
Die Ergebnisse des Borkenkäfermonitorings lassen sich gut an den Berechnungen des Modells PHENIPS nachvollziehen. Der vermehrte Schwarmflug in der KW 27 und 28 war der Ausflug der fertig entwickelten 1. Generation, die nun zur Anlage der 2. Generation gestartet ist. Mit PHENIPS wird dies für die kommenden 7 Tage auch für die Kammlagen prognostiziert.
Stand 25. KW 2015
Gegenwärtig befindet sich die Buchdruckerentwicklung überwiegend in der Phase der Anlage von Geschwisterbruten und dem Abschluss der „weißen Stadien“ der 1. Generation. Ausgehend von den Ergebnissen des Fallenmonitorings erfolgte der Schwarmflug zur Anlage von Geschwisterbruten in der 23./24. KW (erste Junihälfte). Für die meisten Monitoringstandorte liegen die dabei registrierten Anflugzahlen deutlich über denen des ersten Schwarmfluges der überwinterten Käfer im Mai. Da Anfang Juni die fehlenden Niederschläge in Verbindung mit dem steigenden Wasserverbrauch der Vegetation standortsabhängig zu einem angespannten Wasserhaushalt geführt hatte, fiel in dieser Zeit eine erhöhte Prädisposition der Fichte mit einer verstärkten Käferaktivität zusammen. Die Witterung der letzten zwei Wochen entspannte die Situation wieder. An 57 der insgesamt 70 Monitoringstandorte wurden bisher weniger Käfer in den Fallen registriert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Für 6 Standorte sind die Werte vergleichbar. 7 Standorte weisen eine im Vergleich zu 2014 erhöhte Käferaktivität auf (> 120%). Dort wurden Anfang Juni z.T. Anflugzahlen von mehr als 3.000 Buchdrucker/DFS/Woche registriert. Von den 7 Standorten mit einer erhöhten Käferaktivität befinden sich 5 im Gebiet des NLP und 2 im Vogtland.
In den Hoch- und Kammlagen sowie auf kühlen Standorten dominieren noch die Larvenstadien, hier steht der Schwarmflug zur Anlage von Geschwisterbruten auch noch bevor. In den unteren Lagen und an wärmebegünstigten Standorten ist in der nächsten warmen Witterungsphase mit dem Ausflug der 1. Generation zu rechnen.
Die Schwarmaktivität des Kupferstechers zeigt eine ähnliche Situation wie die für den Buchdrucker. An den meisten Standorten war die Aktivität bisher geringer als im Vorjahr, für einzelne Flächen wurden jedoch auch deutlich höhere Anflugzahlen registriert. Noch deutlicher als beim Buchdrucker wird für diese Art ein späterer Beginn der Schwarmaktivitäten im Vergleich zum Vorjahr.
Stand: 20. KW 2015
In den unteren Lagen setzte Ende April der Schwarmflug des Buchdruckers ein. Inzwischen hat er mit Ausnahme der Kammlagen des Erzgebirges in ganz Sachsen begonnen. Der Anflug an den Borkenkäfermonitoringfallen ist bisher verhalten. Bis zur 20. KW liegen für 78% der der insgesamt 73 ausgewerteten und im Internet dargestellten Standorte die bisherigen Fangergebnisse unter dem Vorjahreswerten (< 80% des Vorjahres). Nur an 12% der Standorte wurden mehr Käfer als im Vorjahreszeitraum (> 120% des Vorjahres) registriert. Regionale Schwerpunkte zeichnen sich dabei im Vogtlandkreis, in den unteren Lagen des Erzgebirgskreises und des LK Görlitz sowie im Bereich der Sächsischen Schweiz ab. Der angenommene Schwellenwert von 3.000 Käfer/DFS und Woche wurde bisher an keinem Standort überschritten. Die Schwarmaktivität des Kupferstechers ist bisher gering mit einzelnen Ausnahmen im Bereich Zittauer Gebirge und Elbsandsteingebirge.
Das Modell PHENIPS hat aus den Messdaten (Lufttemperatur und Globalstrahlung) fast aller Wetterstationen (Deutscher Wetterdienst und Waldklimastationen) bereits die Hauptflugphase und den Befallsbeginn prognostiziert (siehe Abbildung). Einzelne lokale Beobachtungen bestätigen dies für die unteren und mittleren Lagen. Das Wurf- und Bruchholz vom Sturmtief „Niklas“, Holzpolter sowie Resthölzer aus späten Wintereinschlägen sind von Buchdrucker bzw. Kupferstecher stark besiedelt. In den meisten Fällen wurde mit der Anlage der Muttergänge begonnen, aber auch die Eiablage sowie das erste Larvenstadium konnte bereits beobachtet werden. Das entspricht der prognostizierten Situation.
Die möglichst rasche Beräumung des bruttauglichen und insbesondere des bereits besiedelten liegenden Materials ist deshalb derzeit die wichtigste Waldschutzmaßnahme.
Die befallenen Einzelwürfe und -brüche sind bei nicht rechtzeitiger Sanierung der Ausgangspunkt für Stehendbefallsherde in der 2. Käfergeneration.
Die bisher geringen Anflüge an den Monitoringfallen im Vergleich zur starken Besiedlung des liegenden Holzes können eventuell aus der deutlich höheren Attraktivität dieses natürlichen Brutmaterials im Vergleich zum Lockstoff in den Fallen begründet sein.
Abbildung: nach Borkenkäferregionen regionalisierte und mittels PHENIPS modellierte Entwicklungsphasen des Buchdruckes in Sachsen (Stand: 22.Mai 2015)
hellgelb = nach Befallsbeginn bis Anlage von Geschwisterbruten
hellblau = nach Schwärmbeginn, Hauptflugphase/Befallsbeginn steht bevor
Die Frühjahrsniederschläge liegen bisher im Schnitt bei ca. 50% des langjährigen Mittels. Aktuell sind aber die Bodenfeuchtewerte auf den Fichtenstandorten unkritisch, mit Ausnahme von Pseudogleyböden im Hügellandsbereich (Daten der WKS Zellwald und Werdauer Wald). Hier kann es bereits aktuell zu Wasserstresssituationen für die Fichte kommen.
Stand: 17. KW 2015
Die Befallsholzmenge aus dem Borkenkäferjahr 2014/2015 beträgt mit Stand 31.3.2015 ca. 32.500 m³ und liegt somit ca. 1/3 höher als im Borkenkäferjahr 2013/2014. Damit ordnet sich die vergangene Befallssaison in der Zeitreihe ab 1968 als ein Jahr mit deutlich überdurchschnittlichem aber noch gut regulierbarem Befall ein. Ab Ende Juli 2014 ging die Schwarmaktivität des Buchdruckers witterungsbedingt deutlich zurück. Dies ist ein Indiz für die Verschlechterung der Entwicklungsbedingungen der Käfer im Laufe der Saison 2014. In Verbindung mit der intensiven Befallssanierung (Aufarbeitungstand zwischen 90 und 95 %) kann deshalb von einer im Vergleich zum Vorjahr geringeren Dichte an überwinternden Käfern ausgegangen werden. Neben den gebietsweise hohen Beständen an eingeschlagenem Fichtenholz entstanden durch das Sturmtief Niklas ca. 87.000 fm Wurf- und Bruchholz mit einem hohen Fichtenanteil und damit geeignete Bruthabitate. Der hohe Anteil von Einzelbrüchen bzw. –würfen erhöht sowohl die davon ausgehende Waldschutzgefährdung als auch den erforderlichen Aufarbeitungsaufwand.
Das bereits seit Ende des letzten Jahres anhaltende Niederschlagsdefizit wirkte sich bisher vorwiegend auf den Oberboden aus. Die aktuellen Messwerte an den Waldklimastationen weisen für den Wurzelraum in 30 cm Tiefe noch keine kritischen Werte aus. In besonders exponierten Lagen und auf extremen Standorten kann dies jedoch nicht ausgeschlossen werden. Mit der Zunahme der Transpiration und der Maitriebbildung steigt der Wasserbedarf in der nächsten Zeit aber deutlich an.
Basierend auf den Temperaturmessungen an den Waldklima- und auch an den agrarmeteorologischen Stationen wurde durch das Phänologiemodell PHENIPS für das Tiefland und speziell die westlichen Teile es Hügellandes ein Schwärmbeginn für die Mitte der 16.KW (15./16.04.) und für das Ende der 17. KW der Befallsbeginn prognostiziert. Im fallenbasierten Borkenkäfermonitoring wurden erste Anflüge registriert. In der nächsten warmen Witterungsperiode ist mit dem Schwärmflug zu rechnen.