Rückblick auf 2009
Zusammenfassung
Aufgrund des sehr hohen Vorbefalls durch Buchdrucker aus 2008 bestand im Frühjahr 2009 eine sehr angespannte Situation. Diese wurde durch die Schneebrüche aus dem Winter 2008/09 und den außerordentlich zeitigen Flugbeginn der Käfer, ausgelöst durch den sehr warmen April noch verschärft.
Gebietsweise lagen die Fangergebnisse des Buchdruckermonitorings über denen des Vorjahres und bestätigten die Gefährdungslage. Die wechselhaften Witterungsverhältnisse ab Mai und damit in der Hauptschwarmzeit der Borkenkäfer wirkten sich jedoch hemmend auf die Befallsentwicklung aus.
Insbesondere die Anlage von Geschwisterbruten und der Folgegeneration erfolgte 2009 unter ungünstigen Bedingungen. Die Tage mit optimalen Schwarmbedingungen waren begrenzt und die Fichten gut wasserversorgt und damit widerstandsfähig gegenüber dem Befall durch Borkenkäfer. Dies galt vor allem für die mittleren und oberen Lagen.
Damit hatte sich im Jahresverlauf die Borkenkäfersituation entgegen den Befürchtungen deutlich entspannt aber nicht aufgelöst. Die landesweit ca. 36 Tm³ Stehendbefall, die bis zum 30.4. für das Buchdruckerjahr 2009/10 registriert wurden, entsprechen nur 28% des Vorjahreswertes.
Damit ordnet sich das vergangene Käferjahr auf dem geringen Niveau des Jahres 2005/06 ein. In Verbindung mit der im Landesdurchschnitt mit 97% sehr hohen Aufarbeitungsrate ist von insgesamt geringen Käferdichten für die Saison 2010 auszugehen.
Durch Buchdrucker zum Teil in Kombination mit Kupferstecher befallene Holzmenge von 1968 – 2009 (*Angaben für 2009 auflaufender Stand bis Monat Dezember)
Das Befallsniveau des Kupferstechers lag 2009 wieder im Durchschnitt der vorangegangenen Jahre. Es deutete sich jedoch eine regionale Verschiebung aus den nördlichen und östlichen Landesteilen in den Südwesten an.
Stand: 28. KW
Mit den Forstschutzmeldungen der Forstbezirke und unteren Forstbehörden per 30.06. liegen erste Ergebnisse zum diesjährigen Befall durch den Buchdrucker in den Wäldern Sachsens vor. Danach stellt sich die Situation wie folgt dar:
- Landesweit wurden bisher an 650 Waldorten 4.400 m³ Stehendbefall durch den Buchdrucker registriert. Diese Menge entspricht zwar nur knapp der Hälfte des vergleichbaren Vorjahreswertes, sie liegt damit aber immer noch deutlich über den entsprechenden Werten für 2006 und 2007.
- Zwei Drittel des Befalls konzentriert sich gegenwärtig auf den Privat- und Körperschaftswald (PKW). Hier wurde mit 3.100 m³ frischem Befall fast die Vorjahresmenge festgestellt. Mehr als die Hälfte dieser Menge konzentriert sich auf den PKW in den Forstbezirken Oberlausitz (800m³), Eibenstock (500m³) und Plauen (400m³).
- Von den 1.300 m3 Stehendbefall im Landeswald sind der Nationalpark Sächsische Schweiz mit über 300 m³ (fast ausschließlich im Bereich ohne Waldschutz des Nationalparks) und der FoB Eibenstock mit ca. 250 m³ am stärksten betroffen.
- Im PKW sind zwei Drittel und im Landeswald ca. 80% des erkannten Befalls
Die Ergebnisse des landesweiten Borkenkäfermonitorings mit pheromonbeköderten Fallen an 59 sächsischen Standorten, von denen 32 durch untere Forstbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte betreut werden sowie eine testweise Modellierung der Buchdruckerphänologie mit dem Modell PHENIPS ergänzen die Befallseinschätzung wie folgt:
- Die in diesem Jahr sehr zeitig begonnene Käferentwicklung wurde durch den Witterungsverlauf im Mai/Juni wieder verlangsamt. Dieser Effekt nimmt sowohl mit steigender Höhenlage als auch von Ost nach West zu. So befindet sich im Bereich der Oberlausitz, des Elbtales und der unteren Lagen des Osterzgebirges sowie des Hügellandes nach einem Schwarmmaximum in der 28. KW die 2. Käfergeneration unter günstigen Bedingungen bereits im Larvenstadium. Im Vergleich dazu hat in den oberen Lagen des Erzgebirges und Vogtlandes die 1. Käfergeneration die Befallsbäume noch nicht verlassen.
- Insbesondere die Anlage von Geschwisterbruten erfolgte in diesem Jahr unter ungünstigen Bedingungen. Die Tage mit günstigen Schwarmbedingungen waren begrenzt und die Fichten gut wasserversorgt und damit widerstandsfähig gegenüber dem Befall durch Borkenkäfer. Dies gilt vor allem für dir mittleren und oberen Lagen.
- Für die 32 Monitoringsstandorte für die Vergleichsdaten aus 2008 vorhanden sind, liegen die bisher gefangenen Käferzahlen pro Falle im Mittel bei etwa 60 % des Vorjahreswertes. An 7 Standorten wurden bis zur 28. KW höhere Käferaktivitäten registriert als 2008. An einem Drittel der Flächen erreichte die Käferdichte bisher erst 50% des Vorjahres.
- Im Frühjahr, zur Anlage der 1. Käfergeneration, wurden an 34 und damit an mehr als der Hälfte aller Monitoringstandorte Anflugzahlen von über 3.000 Buchdrucker je Dreifallenstern und Woche registriert. Inzwischen stieg die Anzahl von Standorten mit derartig hohen Anflugzahlen pro Woche auf 39 an. Entsprechend einer Klassifikation aus Bayern ist unter diesen Umständen mit einer schnellen Ausbreitung bestehender Befallsherde zu rechnen.
- Die Ergebnisse des Monitorings weisen bisher keinen einheitlichen Trend auf. Neben Standorten mit zunehmenden Käferdichten liegen in der gleichen Region auch Flächen mit abnehmenden Dichten vor.
Waldbesitzern wird empfohlen, in den nächsten Wochen weiterhin ältere Fichtenbestände regelmäßig auf einen möglichen Borkenkäferbefall zu überprüfen. Die rechtzeitige Erkennung durch Bohrmehlsuche muss weiterhin im Mittelpunkt der Aktivitäten der Waldbesitzer stehen.
Die kühlen und feuchten Witterungsperioden verschlechterten die Entwicklungsbedingungen der Borkenkäfer und verbesserten gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Bäume (intensiver Harzfluss nach Käferbefall). Andererseits erschwerten sie eine schnelle Befallserkennung. Der Befall durch die Käfer ist in der ersten Phase ausschließlich durch braunes Bohrmehl oder Harztropfen am Baumstamm zu erkennen.
Stehendbefall in Fichtenbeständen durch Borkenkäfer über die Landkreisdistrikte (Monat: Juni 09)
Stand: 23. KW
Die bisherigen Käferfangzahlen in pheromonbeköderten Fallen(systemen), die im Rahmen des landesweiten Borkenkäfermonitorings an 56 Standorten von den unteren Forstbehörden (29) und vom Staatsbetrieb Sachsenforst (27) kontrolliert werden, zeigen folgende Ergebnisse:
- Der Schwarmflug der überwinterten Käfer ist im Wesentlichen abgeschlossen. Die 1. Käfergeneration entwickelt sich in den Bruthabitaten. In der zweiten Maihälfte wurden in den unteren und mittleren Lagen Geschwisterbruten angelegt.
- In der bisherigen Schwarmzeit wurden an 34 und damit an mehr als der Hälfte der Monitoringstandorte (siehe unten) Anflugzahlen von über 3.000 Buchdrucker/Dreifallenstern/Woche registriert. Entsprechend einer Klassifikation aus Bayern ist unter diesen Umständen mit einer schnellen Ausbreitung bestehender Befallsherde zu rechnen. An weiteren 19 Standorten ist bei Anflugzahlen zwischen 1.000 bis 3.000 Buchdrucker/Dreifallenstern/Woche ein Ausweitung des Befalls möglich. Nur an 3 Standorten traten bisher unkritische Buchdruckerdichten auf.
- Im Vergleich zum Vorjahr liegen an einem Drittel der Standorte, für die ein derartiger Vergleich möglich ist, die aktuellen Fangzahlen über den Vorjahreswerten. Bei einem weiteren Drittel sind sie etwa konstant geblieben.
- Die Ergebnisse des Buchdruckermonitorings zeigen, dass in diesem Frühjahr erwartungsgemäß wiederum hohe Käferdichten auftraten. In wieweit diese Käfer Stehendbefall an lebenden Fichten verursachen konnten, hängt von der nur sehr begrenzt einschätzbaren Prädisposition (Befallsbereitschaft) der Fichten ab. Die günstige Wasserversorgung in den letzten Wochen und die derzeit geringen Temperaturen erhöhten ihre Widerstandskraft.
- Da die Entwicklung der neue Käfergeneration unter der Rinde jetzt überwiegend bereits das Jungkäferstadium erreicht hat, ist eine Sanierung erkannter Befallsbäume bzw. von Fangbäumen mittels Schälen allein nicht mehr wirksam.
- Ab Mitte Juni ist beginnend in den unteren und wärmebegünstigten Lagen mit dem Ausflug der neuen Käfergeneration zu rechnen. Danach sind wieder intensive Kontrollen (Bohrmehlsuche) aller Waldbewirtschafter erforderlich, um Neubefall rasch zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten.
- Eingesetzte Pheromonköder sollten, soweit es bei dem Dispensertyp möglch ist, hinsichtlich der Füllstände kontrolliert und ggf. ergänzt werden.
Stand: 17. KW
Im vergangenen Jahr kam es zum höchsten Buchdruckerbefall der letzten 40 Jahre. Bis Ende März 2009 wurden landesweit an nahezu 10.000 Waldorten ca. 125.000 m³ Stehendbefall durch den Buchdrucker, z. T. in Kombination mit dem Kupferstecher registriert. Das ist mehr als das 2,5fache des Vorjahreswertes. Die im Spätsommer 2009 angelegte 2. Generation und Geschwisterbruten schlossen ihre Entwicklung in Abhängigkeit von der Höhenlage nicht überall vollständig ab. Die deshalb in den Befallsbäumen überwinterten Teile der Käferpopulationen waren in diesem Winter, abweichend von der Situation im vergangenen Jahr, landesweit sehr niedrigen Temperaturen von unter -20° C ausgesetzt. Dies führte, wie Einzelbeobachtungen zeigten, zum Absterben der „weißen“ Stadien nicht jedoch der Jungkäfer. Diese Populationen wurden durch die Sanierungsmaßnahmen in den Wintermonaten dezimiert. Im ersten Quartal dieses Jahres erfolgte die Sanierung von ca. 6.000 m³ Befallsholz, davon ca. 3.800 m³ im Privat- und Körperschaftswald.
Bedingt durch den hohen Vorbefall, die anhaltende Prädisposition nach „Kyrill“ und die Wurf- und Bruchschäden aus dem vergangenen Winter ist das aktuelle Gefährdungspotenzial sehr hoch. Aufgrund dessen muss auch im Jahr 2009 wieder die konsequente Umsetzung aller Komponenten der integrierten Borkenkäferbekämpfung im Mittelpunkt der Waldschutzmaßnahmen aller Waldeigentümer stehen. Entscheidend für die weitere Entwicklung des Buchdruckers wird aber wieder die Witterung in der nächsten Zeit.
Aufgrund der hohen Temperaturen in den letzten Wochen setzte der Schwarmflug der überwinterten Käfer in diesem Jahr deutlich früher ein als üblich. Die für den Schwarmflug erforderlichen Temperaturen von 16,5 °C traten über längere Zeiträume hinweg im Hügelland und den unteren Berglagen bereits in der 15. und 16. KW. auf. Vereinzelte wurden schon Anfang April bei entsprechenden Temperaturen erste Käferaktivitäten beobachtet. Dieser sehr zeitige Beginn der Käferaktivität erhöht das Risiko für die vollständige Entwicklung von zwei gebietsweise bis zu drei Käfergenerationen sowie von Geschwisterbruten. Dies hätte wesentlichen Einfluss auf das zu erwartende Schadausmaß.
An einigen Standorten des Borkenkäfer-Monitorings, das gemeinsam mit den unteren Forstbehörden an den Landkreisen durchgeführt wird, wurden bereits sehr hohe Käferdichten von mehr als 3.000 Käfer/Dreifallenstern/Woche registriert. Bei derartigen Käferaktivitäten ist Stehendbefall sehr wahrscheinlich. Dessen rechtzeitige Erkennung durch Bohrmehlsuche muss jetzt im Mittelpunkt der Aktivitäten aller Waldbesitzer/-bewirtschafter stehen.