Rückblick auf 2021
Der Befall durch holz- und rindenbrütende Käfer 2021/22 - Jahreszusammenfassung
Das Jahr 2021 bot den Wäldern nach den drei vorhergehenden Extremjahren durch deutlich günstigere Niederschlags- und Temperaturverhältnisse die Möglichkeit der Regeneration bzw. Revitalisierung. Besonders deutlich wird das für den Zeitraum April bis August, der für die Entwicklung der relevanten Borkenkäferarten entscheidend ist. Nach einem moderaten Rückgang innerhalb der drei vorhergehenden Jahre nahm 2021 der Grad der ungünstigen Abweichung von Temperatur und Niederschlag vom jeweiligen langjährigen Mittel deutlich ab (Abbildung 1). Der Wassergehalt tieferer Bodenschichten konnten dabei jedoch lokal bis regional noch nicht wieder aufgefüllt werden.
Nur die Herbststürme „Ignatz“ und „Hendrik“ verursachten 2021 in Sachsens Wäldern mit über 100.000 m³ Wurf- und Bruchholz. Im Vergleich zu den vorangegangenen Sturmperioden in den Jahren 2017 und 2018 waren diese Mengen gering und konnten rechtzeitig vor der bevorstehenden Käfersaison beräumt werden.
Holz- und rindenbrütende Käfer an Fichte
Die im Jahre 2018 begonnene Massenvermehrung des Buchdruckers hatte 2019 mit einem Befallsholzaufkommen von über 2 Millionen m³ ihr Maximum erreicht. Bereits 2020 zeichnete sich regional eine leichte Entspannung der Situation ab. Mit mehr als 1,8 Millionen m³ Befallsholz waren aufgrund der daraus resultierenden enorm hohen Käferdichten die Voraussetzungen für einen erneuten starken Anstieg in 2021 aber nach wie vor gegeben (Abbildung 2).
Das Borkenkäferjahr 2021/2022 startete aus klimatischer Sicht und im Hinblick auf die Käferentwicklung wesentlich günstiger als es in den drei zurückliegenden Jahren der Fall war. So hatte bis Ende April der Hauptschwarm der überwinterten Buchdrucker, abweichend zu den Vorjahren, noch nicht begonnen. Ursache hierfür waren die niedrigen Temperaturen, die noch keinen anhaltenden Schwärmflug ermöglichten. Der zeitliche „Rückstand“ in der Phänologie der überwinternden Käfer betrug ca. 2 ½ Wochen. Der späte Schwärmbeginn verlängerte gleichzeitig den Zeitraum für die Durchführung forstsanitärer Maßnahmen und damit zur weiteren Reduktion der Käferdichten vor Schwärmbeginn. Eine warme Witterungsperiode Anfang Mai leitete dann die Schwärmsaison 2021 ein. Diese vollzog sich in einigen Regionen in Form eines zeitlich sehr konzentrierten Schwärmfluges, so dass die Käferfangzahlen an einer Vielzahl von Monitoringstandorten die Werte des Vorjahres überschritten.
Schwerpunkte dieser hohen aber witterungsbedingt nicht kontinuierlichen Aktivität waren die Landkreise Bautzen und Görlitz sowie der Nationalpark Sächsische Schweiz aber auch die Hügellandsbereiche und die unteren Lagen zwischen Chemnitz und Freiberg und damit die Befallsschwerpunkte des Vorjahres.
Erst ab Anfang Juni 2021 ermöglichten die Witterungsbedingungen ein anhaltend hohes Aktivitätsniveau für den Buchdrucker. Da die Widerstandsfähigkeit der Fichten, trotz einer im Vergleich zu den Vorjahren günstigeren Bodenwasserverfügbarkeit, immer noch reduziert war und dies durch den gleichzeitigen Austrieb der Wirtsbäume noch verstärkt wurde, kam es mit der hohen Schwärmaktivität zu einer deutlichen Zunahme von frischem Stehendbefall (Abbildung 3). Auch die Entwicklung der Käferbruten wurde durch das höhere Wärmeangebot forciert und der Rückstand in der Entwicklungsphänologie nahm permanent ab. Mit einem Befallszugang von über 300.000 m³ im Juni wurde für diesen frühen Zeitpunkt das bisherige Maximum des monatlichen Befallszuganges im Rahmen der aktuellen Massenvermehrung registriert. Gleichzeitig war dies auch das Maximum für das Borkenkäferjahr 2021/2022. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das einem Anstieg auf 125 Prozent. Dieser Wert für den Gesamtwald resultierte jedoch aus zwei unterschiedlichen Trends in der Befallsdynamik. Im Landeswald war der Befall bereits zu diesem Zeitpunkt auf 93 Prozent des Vorjahreswertes zurückgegangen, im Privat- und Körperschaftswald jedoch auf 151 Prozent angestiegen. Diese Trends verstetigten sich im Laufe des Jahres und wurden von einem generellen Rückgang des Befalls insgesamt überprägt. So führten die ab Mai beginnenden überdurchschnittlichen monatlichen Niederschlagssummen in den Sommermonaten offensichtlich zu einem kontinuierlichen Anstieg der Widerstandsfähigkeit der Fichten. In Verbindung mit den intensiven Gegenmaßnahmen in Form der schnellen Befallserkennung und umgehenden Sanierung vor dem Ausflug der jeweils nächsten Käfergeneration ging der Befall im Gesamtwald im Vergleich zum Vorjahr kontinuierlich zurück (siehe Abbildung 3).
Regionale Effekte modifizierten diese Trends ebenfalls. Die festgestellten Schäden konzentrierten sich noch deutlicher als in den Vorjahren in bestimmten Gebieten wie dem Zittauer Gebirge, dem Lausitzer Bergland, dem Elbsandsteingebiet, dem Osterzgebirge, dem Nordosten des Mittleren Erzgebirges sowie dem östlichen Erzgebirgsvorland. Diese regionalen Effekte überprägten z.T. auch den Einfluss der Waldeigentumsverhältnisse. So stieg der Befall z.B. im Forstbezirk Neustadt im Landeswald lokal ebenfalls an und nahm andererseits im Privat- und Körperschaftswald des Vogtlandkreises und des Landkreises Zwickau ab. Die Abbildung 4 zeigt die regionale Verteilung der seit Juni kumulierten, durch Buchdrucker befallenen Holzmenge. Auf die beiden am stärksten betroffenen Landkreisreviere Bischofwerda und Cunewalde entfiel ca. 30 % der gesamten Befallsmenge in Sachsen.
Die regionale Schadverteilung verdeutlicht auch, dass nach wie vor besonders die Bereiche stark vom Buchdruckerbefall betroffen wurden, in denen die Fichte - besonders im Reinbestand - nicht standortgerecht ist. In einem Teil dieser Gebiete ist sie in den letzten vier Jahren in dem Altersbereich über 60 Jahre bereits völlig ausgefallen. Auch dieser Umstand trägt dazu bei, dass der Befallsholzanfall rückläufig ist.
Im Unterschied zu den drei Vorjahren ist 2021 nur in Gebieten unter 300 m ü. NN die Anlage einer 3. Käfergeneration erfolgt. Dies bedeutet aber auch, dass in den anderen Regionen die Käfer in weit entwickelten Stadien in das Winterhalbjahr eingetreten sind und damit die Wintermortalität tendenziell gering ist. In Verbindung mit dem gebietsweise hohen Brutraumangebot in Form von Wurf- und Bruchholz, den hohen Käferdichten an den vorjährigen Befallsschwerpunkten und dem sich abzeichnenden Niederschlagsdefizit, ist die Ausgangssituation für die Borkenkäfersaison 2022 nach wie vor angespannt.
Die fachgerechte Sanierung der sehr hohen Befallsholzmengen konnte in einigen Gebieten auch 2021 nur im Rahmen des integrierten (Forst-) Pflanzenschutzes und damit einschließlich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln realisiert werden. Die forstpolitische Zielstellung einer Reduktion der Polterbehandlungen wurde kontinuierlich weiter umgesetzt. Die 2021 im Landeswald behandelte Holzmenge belief sich auf 32% im Vergleich zur Vorjahresmenge. Die Befallsholzmenge ging mit Stand 31.12.2021 nur auf 59% zurück. Dementsprechend stiegen die Aufwendungen für Zwischenlagerung und mechanische Verfahren.
Die für den Kupferstecher jeweils per 31.12. registrierte Befallsmenge in Fichtenbeständen ging von fast 30.000 m³ in 2018 über 18.000 m³ in 2019 und 7.000 m³ 2020 auf etwa 1.500 m³ in 2021 und damit auf das mittlere Niveau der Jahre vor 2018 zurück.
Die Befallsholzmenge durch den Nadelnutzholzborkenkäfer erreichte 2021 nach den zurückliegenden Rekordjahren mit etwas mehr als 6.000 m³ ein langjähriges Minimum.
Holz- und rindenbrütende Käfer an Kiefer
Infolge der warm-trockenen Witterungsverläufe der Jahre 2018 bis 2020 stiegen die Befallsholzmengen durch den Blauen Kiefernprachtkäfer, den Sechs- (Abbildung 5) und Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer, den Großen und den Kleinen Waldgärtner, sowie durch weitere holz- und rindenbrütende Arten deutlich an.
Nachdem durch die genannten Arten per 31.12.2020 ein deutliches Befallsmaximum erreicht wurde, ging die Menge 2021 um mehr als die Hälfte, in etwa auf das Niveau des ersten Jahres der Massenvermehrungen (2018) dieser Arten zurück. Die in der Abbildung 6 dargestellten Schadmengenanteile durch die einzelnen Arten bilden nur zum Teil die realen Dominanzverhältnisse ab, sondern vorrangig deren Erkennbarkeit. In der Regel kommt es nach einer Vorschädigung der Bäume nachfolgend zu einem oft kombiniert auftretenden Befall, wobei die einzelnen Arten bestimmte Baumabschnitte als Bruthabitat präferieren und der jeweilige Erstbesiedler nur mit großem Aufwand bestimmt werden kann.
Holz- und rindenbrütende Käfer an anderen Baumarten
Der Große Lärchenborkenkäfer, dessen Befall in den Jahren 2018 sowie 2019 deutlich angestiegen war und 2020 bereits erheblich zurückging, hat 2021 wieder ein latentes Niveau erreicht. Für den Zeitraum 01.06. bis 31.12.21 wurden weniger als 2.000 m³ Befallsholz (2019 waren es in demselben Zeitraum fast 50.000 m³) gemeldet. Diese Entwicklung spiegelt im hohen Maße auch die Verfügbarkeit von geeignetem Brutraum wider.
Infolge der drei Jahre anhaltenden Dürre ab 2018 reichte auch der recht breite Toleranzbereich der Eichen z.T. nicht mehr aus, um die dadurch verursachten Vitalitätseinbußen zu kompensieren. In den Vorjahren war bereits Befall durch Eichensplintkäfer und/oder Eichenprachtkäfer bzw. zeitlich versetzt auch der Kleine schwarze Nutzholzborkenkäfer und der Eichenkernkäfer auffällig und verursachte teils merkliche Schadanfälle in einzelnen Beständen. Diese Situation wurde auch 2021 wieder registriert, wenn auch mit rückläufiger Schadmenge.
Lokal bis regional zeigten sich besonders 2020 Bestände mit einem nennenswerten Anteil absterbender Buchen bis hin zu einem bestandesweisen Ausfall. Ähnlich wie bei Eiche konnten die an diesen Bäumen auftretenden sekundären Käferarten, insbesondere der Kleine Buchenborkenkäfer und der Buchenprachtkäfer in Verbindung mit der Dürre der Vorjahre und der langanhaltenden warm-trockenen Witterungslage, durch schnelle Entwicklungsgänge und in der Vitalität herabgesetzte Bäume profitieren. 2021 ging die gemeldete Schadholzmenge, wahrscheinlich aufgrund der merklich günstigeren Witterungsbedingungen, deutlich zurück.
Seit 2019 war festzustellen, dass gerade Birken auf die starke Belastung durch die Dürre verursachte Folgeschäden (Nekrosen, Birkensplintkäfer – Abbildung 7) zeigten. Dies nahm 2021 wieder ab.